Fire R-Flame

Das Kribbeln wird langsam stärker. Bei Spielern, Coaches, Fans und dem gesamten Umfeld. Die Spannung steigt, die Anspannung steigt. Am kommenden Sonntag (17. September 2023) empfängt RHEIN FIRE Frankfurt Galaxy in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena zum Halbfinale der European League of Football (ELF). Bis vier Tage vor dem Kick-off (14.15 Uhr) waren bereits mehr als 8.500 Tickets verkauft. Das ist für Fire nicht nur das wichtigste Spiel in der (zugegebenermaßen noch recht überschaubaren) Historie der ELF. Sondern bereits das dritte ‚Deutschland-Derby‘ (wie die Duelle der Rheinländer mit den Hessen schon zwischen 1995 und 2007 in der NFL Europe betitelt wurden) in diesem Jahr.

Aller guten Dinge sind drei, behauptet der Volksmund bereits seit dem frühen Mittelalter unter Bezug auf die damals üblichen drei Gerichtsversammlungen pro Jahr. Hingegen behauptet eine Coaches-Weisheit seit der (nicht ganz so lange vergangenen) Football-Urzeit: Nichts ist schwerer als dreimal in einem Jahr gegen einen Gegner zu gewinnen. Was zutrifft werden die Football-Fans am Sonntagabend genauer beurteilen können. Das zweite Team des ELF-Endspiels, das genau eine Woche später (24. September 2023) ebenfalls in Duisburg ausgetragen wird, wird bereits am Samstag ermittelt, wenn Stuttgart Surge zu den Vienna Vikings reist.

„Vor allem eine Kopfsache“
Was macht die besondere Schwierigkeit aus, einen Gegner dreimal in einer Saison zu besiegen? „Es ist vor allem eine Kopfsache“, erläutert Jim Tomsula. „Beide Mannschaften haben sich bereits zweimal intensiv auf den anderen vorbereitet, kennen ganz genau die Stärken und mögliche Schwächen des anderen. Auch über die Kräfteverhältnisse, wer seinem Gegenspieler oder einem Mannschaftsteil über- oder unterlegen ist, wissen die Coaches und Spieler genauestens Bescheid“, sagt der Fire-Cheftrainer. „Für das Team, das zweimal gewonnen hat, ist die Gefahr groß, diese Siege als selbstverständlich einzustufen. Und dann gehst du nicht mit letzter Konsequenz zur Sache. Das können wir uns gegen ein absolutes Top-Team wie die Galaxy aber nicht leisten. Die sind nach zwei Niederlagen gegen uns sowieso super-motiviert und geben alles, was sie haben.“

Diese Einstellung, als Team bis zum Abpfiff mit hundertprozentigem Einsatz zu fighten, haben Tomsula und seine Coaches Crew ihren Schützlingen diese Woche noch einmal intensiv nähergebracht. Auch ein zweistündiger Landregen bremste den Einsatz bei der Übungseinheit am Dienstag nicht: „Ich habe immer kontrolliert, wie weit die Blitze noch entfernt sind“, schmunzelte Tomsula, „vom Wetter lassen wir uns nicht aufhalten.“

Mit Überraschungen die Galaxy-Defense knacken
Schon vor dem zweiten diesjährigen Aufeinandertreffen der beiden Rivalen vor genau zwei Wochen zuvor hatte Fires Offense Coordinator Andrew Weidinger gewarnt, dass auf seine Angreifer „die wohl härteste Abwehr, gegen die wir bisher antreten mussten“ warte. Mit einer ausgewogenen Mischung aus explosivem Pass-Spiel für 245 Yards Raumgewinn – samt drei Touchdown-Pässen von Jadrian Clarke zu Harlan Kwofie – und insgesamt 230 Rushing Yards – inklusive dreier Touchdown-Läufe von Glenn Toonga – wurde das galaktische Defense-Bollwerk geknackt. „Aber wir haben zwei Spielzüge zeigen müssen, die wir uns eigentlich noch aufsparen wollten“, erklärt Weidinger, der von der Liga als einer von drei Kandidaten als Assistenz-Coach des Jahres nominiert wurde: „Um die Galaxy-Dee zu knacken, müssen wir uns daher noch ein paar weitere Überraschungen einfallen lassen.“

Keine Überraschungen will die Fire-Defensive erleben, die in Frankfurt 38 Punkte kassierte – mehr als je zuvor in dieser Spielzeit. Was sicherlich – zumindest auch – daran lag, dass vor zwei Wochen ein Dutzend der rheinischen Recken an einer Sommergrippe laborierte. „Wir haben vier plays kassiert, die uns normalerweise und bis dahin das ganze Jahr noch nicht passiert sind“, weiß Jörg Mackenthun. Aber der Defensive Backs Coach ist sicher: „Diese Fehler werden uns nicht noch einmal unterlaufen.“ Schließlich will das gesamte Rhein Fire-Team um die Chance kämpfen, eine Woche später die Saison krönen zu können.

Rhein Fire/Jürgen Nitsch